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Filmvorführer in New York vor über 100 Jahren


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Geschrieben

«Im Februar 1908 erscheint in der Moving Picture World ein Bericht über das gefährliche Dasein eines Filmvorführers, der dem Leser das Blut in den Adern gefrieren läßt:

 

Bei der Vorführung eines Filmes langte John Riker in das Metallgehäuse der Maschine und bekam statt des Schalters ein blank liegendes Stromkabel zu fassen. Ein 1000 Volt starker Strom floß durch seinen Körper, und er konnte seine Hand nicht mehr von dem Kabel lösen. Er rief um Hilfe. Seine Schreie, die durch die schmale Öffnung der Kabine drangen, hörten sich für das Publikum wie eine phonographische Begleitung des blutrünstigen Dramas an, das in dem Film dargestellt wurde. Die Zuschauer, welche von der Gefahr, in der sich der Mann befand, nichts ahnten, applaudierten [ . . . ]. [Nach seiner Rettung] umschloß Rikers Hand immer noch das Kabel, welches man gewaltsam herausreißen mußte. Der starke Strom hatte seine Hand fast verkohlen lassen. (Wann lernen die Filmvorführer endlich etwas dazu? Uns ist unbegreiflich, wie ein solches Kabel benutzt werden durfte. Alle Vorführer sollten nur ordnungsgemäß isolierte Kabel verwenden, und wenn sich eine blanke Stelle zeigt, sollte diese mit Isolierband umwickelt werden. – Hrsg.)»

 

Ärgerlich nicht nur der Unfall, sondern das Durcheinander von Strom und Spannung. Wir verstehen natürlich, daß es 1000 Volt Spannung waren, was ich allerdings bezweifle, denn damals dürfte es sich eher um 100 Volt gehandelt haben, wenn überhaupt. Ich nehme an, er hat ins Lampenhaus gelangt. 1000 Volt hätte er wahrscheinlich auch nicht überlebt.

 

Zitat aus Filmvorführer in New York, 1906 bis 1913 in Kintop, Jahrbuch zur Erforschung des frühen Films, Nr. 9

Geschrieben

110 Volt werden es wohl gewesen sein. Die Amerikaner waren früher mit ihrer Elektroinstallation sehr einfach. Kein Wunder, dass so viele Häuser abbrannten, weil die Drähte einfach auf Holz genagelt wurden.

Geschrieben

Der gute John Riker hat es mit seiner Tat ja zu einer gewissen Berühmtheit gebracht; man findet ihn beispielsweise in diesem wunderschönen und literaturgefälligen Band von Kenneth S. Rothwell "A History of Shakespeare on Screen. A Century of Film and Television", Cambridge University Press, gleich auf S. 4:

 

"Audiences soon became so accustomed to sound that when the unfortunate John Riker, a projectionist isolated in his booth, mistakenly grabbed a live wire, his shrieks of agony as 1,000 volts surged through him were interpreted as splendid sound effects and wildly applauded."

 

http://assets.cambridge.org/97805215/94042/sample/9780521594042wsc00.pdf

 

Ansonsten kann das Leben eines Filmvorführers im New York des beginnenden 20. Jahrhunderts aber nicht besonders witzig gewesen sein. In "Coming to Terms with New York Citys Moving Picture Operators, 1906 - 1913" von Roberta E. Pearson und William Uricchio, The Moving Image 2(2), 73 - 93, findet sich unter anderem der durchaus bedenkenswerte Satz:

 

"Projectionists were marginalized due to age, 'lack of intelligence' or 'unsettled habits' ("unstete Gewohnheiten"), factors that excluded them from the respectability accorded craftsmen and professionals ..." (S. 85). Der gesamte Artikel steht als Kopie, optisch allerdings ein bisschen schwer lesbar, hier im Internet und ist trotz allem außerordentlich lesenswert:

 

http://web.mit.edu/uricchio/Public/pdfs/pdfs/Coming%20to%20Terms.pdf

 

Vermute ich angesichts der Titelüberstimmung richtig, dass es sich bei dem Zitat von @Filmtechniker am Anfang dieses Threads um die deutsche Übersetzung dieses Artikels handelt?

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