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Garutso-Plastorama-Verfahren


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Geschrieben

Bei dem Film "Schloss Hubertus" aus den 50'er steht im Vorspann dass der Film im Garutso-Plastorama-Verfahren in Agfacolor aufgenommen wurde. Kann mir jemand erklären was es damit auf sich hat, b.z.w. ob es das noch gibt?

 

Claus-Dieter

Geschrieben

Bei Plastorama-Filmen wird eine Aufnahmekamera mit einer Spezialoptik verwendet, die einen größeren Tiefenschärfen-Bereich als gewöhnliche Aufnahme-Objektive hat. Die Filmbilder zeichnen sich durch außergewöhnliche Schärfentiefe (bei manchen Szenen von 70 cm bis oo) aus. Derartige Filme werden nach dem Konstrukteur der Aufnahmeoptik „Garutso-Filme" oder auch „Garutso-Plastorama-Filme" genannt.

So wird es im Internet beschrieben. Gesehen habe ich den Film nicht!

Geschrieben

Man findet im Netz einiges, wenn man den Namen "Stephen A. Garutso" sucht. Die Spezialoptik wurde auch als "Garutso Balanced Lens" bezeichnet, das Patent ist auch online zu finden:

 

http://www.freepatentsonline.com/2546996.html

 

Der erste deutsche G-P-Film war EINE LIEBESGESCHICHTE (1953/54, Regie: Rudolf Jugert), es folgte GELD AUS DER LUFT (1954, Regie: Geza von Cziffra) "mit Raumton", und SCHLOSS HUBERTUS war der erste deutsche Farbfilm in G-P.

 

Es gab 1954 einen Bericht, ich glaube im FILM-TECHNIKUM, mit Bericht über LIEBEGESCHICHTE und einem Foto des Objektivs. Gesehen habe ich das Verfahren leider auch noch nicht, immerhin sind zwei der deutschen Filme beim DIF bzw. BA als 35-mm-Kopie ausleihbar (Quelle: filmportal.de).

Geschrieben

Auch einfach mal in der Bauer Filmpost Nummer 8 vom April 1954 nachlesen:

 

- erster Film "Eine Liebesgeschichte"

- Schärfebereich von 70 cm bis unendlich

- praktisch kein Lichtverlust

- Aufnahmeformat 35mm 1:1,33

- Wiedergabeformat 35mm 1:1,85

- Tonspur wahlweise Mono Lichtton oder 4 kanal Magnetton

- Objektivvorraussetzung mindestens Isco Super - Kiptar

- erstes Kino in Hamburg Flottbeck mit 2 Bauer B12 und Klangfilm - Stereodynanlage

- zweites Kino Europa - Palast Frankfurt

 

Beste Grüße

MArtin

Geschrieben
- erstes Kino in Hamburg Flottbeck mit 2 Bauer B12 und Klangfilm - Stereodynanlage

- zweites Kino Europa - Palast Frankfurt

Was mich irritiert, ist, dass es sich nach herkömmlichen Beschreibungen - und auch die Patentschrift lässt eigentlich keine andere Schlussfolgerung zu - um ein reines Aufnahmeverfahren handelt, dessen Absicht es war, eine höchstmögliche Schärfentiefe herzustellen. Lässt die Filmpost erkennen, was denn da Spezifisches in den beiden genannten Filmtheatern verbaut worden war?

 

Und noch eine Nachfrage. IMDb (und andere Quellen gleichlautend) nennen als Tonverfahren (?) für "Eine Liebesgeschichte" Klangfilm Stereocord. (Andere Filme mit gleichem Eintrag sind etwa "Des Teufels General" und "Der Hauptmann von Köpenick".) Aus dem Gefühl heraus würde ich alles mögliche vermuten - aber ganz bestimmt keine mehrkanalige Tonwiedergabe. Weiß jemand genauer, wofür die Verfahrens-Bezeichnung steht?

Geschrieben

Es ist FAST ein reines Aufnahmeverfahren.

 

Denn bedenke bitte, daß Du bei stereophonischer 4 kanal Magnettonwiedergabe eine in der seitlichen Lage vom Lichttonformat differierende Maske in 1:1,85 benötigst.

 

Bei Bauer kein Problem, aber bei anderen Herstellern wirds ganz schön schwierig, wie ich finde.

 

Bei Monowiedergabe kannst Du natürlich die normle breitwandmaske nutzen. Hier entfällt eine Änderung der Projektionstechnik.

 

Gruß

Martin

Geschrieben

Hallo lieber Martin,

 

deine Bedenken sind unnötig. Ein solches Format, nämlich 1:1,85 in der Breite von CS-Magnetton, also quasi ein super 35 Vorläufer, hat es nie gegeben. Die Garutso Idee war kein neues Format, sondern die Tiefenschärfe. Oder besser das Tiefenschärfenmissverständnis! Durch den Zwang zur Tiefenschärfe, denn so wurde es von Regisseuren und Kameraleuten empfunden, gingen essentielle Gestaltungsmittel verloren. Deshalb war die Sache auch schnell wieder verschwunden.

Alle Magnettonkopien von nicht anamorphotischen Produktionen waren im klassischen Lichtonformat mit seinen üblichen Breitwandkaschierungen fotografiert und auch kopiert worden. Die Produktionen waren alle zur Massenauswertung für Lichtton konzipiert und nur in geringer Anzahl für Erstaufführungen mit Magnetton versehen, anfangs Foxholes, später auch Normalperfo.

 

Klaus

Geschrieben

Was mich irritiert, ist, dass es sich nach herkömmlichen Beschreibungen - und auch die Patentschrift lässt eigentlich keine andere Schlussfolgerung zu - um ein reines Aufnahmeverfahren handelt, dessen Absicht es war, eine höchstmögliche Schärfentiefe herzustellen. Lässt die Filmpost erkennen, was denn da Spezifisches in den beiden genannten Filmtheatern verbaut worden war?

 

 

Und noch eine Nachfrage. IMDb (und andere Quellen gleichlautend) nennen als Tonverfahren (?) für "Eine Liebesgeschichte" Klangfilm Stereocord. (Andere Filme mit gleichem Eintrag sind etwa "Des Teufels General" und "Der Hauptmann von Köpenick".) Aus dem Gefühl heraus würde ich alles mögliche vermuten - aber ganz bestimmt keine mehrkanalige Tonwiedergabe. Weiß jemand genauer, wofür die Verfahrens-Bezeichnung steht?

 

EINE LIEBESGESCHICHTE und DES TEUFELS GENERAL wurden mit 4-Kanal Magnettonkopien ins Kino gebracht. Es ist daher anzunehmen, dass auch DER HAUPTMANN VON KÖPENICK so aufgeführt wurde.

Geschrieben

Hallo.

 

Garutso-Plastorama ist ein Kameraverfahren zur Wiedergabe in jedem 35 mm Haus mit gewissen Mindestanforderungen.

 

Die Theorie hinter dem Verfahren ist einfach, und hat etwas mit dem Sehmechanismus des Erwachsenen Menschen zu tun.

Ermögliche ich ein Bild, welches kornfrei und ohne Unschärfen in der Tiefe abgebildet wird, bei dem zudem die Größe auf der Bildwand natürlich erscheint, dann sieht das Ergebnis für den Erwachsenen Menschen räumlich aus.

 

Genau hier setzt Garutso Plastorama an.

 

Da die Hauptwahrnehmung des Menschen über den Ton erfolgt (Den Dachziegel zu sehen ist zu spät, dann steckt er im Gehirn!), machte es Sinn, auch Raumton mit einzufügen.

Und auch das Bildformat der Wiedergabe 1.85:1 ist breiter gewesen, und besser an den Sehmechanismus angepaßt, als die bis dato verwendeten 1.37:1 und 1.66:1.

Auf diese Weise erschienen dem erwachsenen Betrachter die Bilder räumlich, ohne Brille. Wer einmal O-Kopien in Schwarzweiß im Plastorama Verfahren mit moderner (USP) Optik und viel Licht gesehen hat, der weiß wovon ich schreibe.

Ähnlich räumlich war nur mit guten Breitfilmen ein räumlicher Eindruck zu erzielen. Auch hier der stereophonische Mehrkanalton aus gleichem Grunde.

Man wollte von den Brillenverfdahren der Nachkriegszeit loskommen, und der Komplexität der 2 Projekrtor Vorführung.

Bei 90% der Zuschauer hat es geklappt.

 

Die grundlegenden Untersuchungen erfolgten schon in den 1930ern, und führten zu einem standardisierten Theaterenrtwurf, der bis auf Bildbreitenverhältnisse bis zu 2.74:1 i.W. heute noch in den Normen für Kinobau zu finden ist. Das bestimmte Architekten davon sträflich abweichen, läuft unter Kunst, und nicht Ing.-Wesen.

 

Übrigens steht an einigen alten Schalttafeln für 1.85:1 Kasch noch "Plastorama" dran.

 

 

Stefan

Geschrieben

Folgt man dem Eintrag in dem leider voller Fehler strotzenden Buch Widescreen Movies von Carr und Hayes, ist Garutso-Plastorama (englisch "Garutso Balanced Lens") ein reines Aufnahmeverfahren. Interessiert hätte mich vor allem wie die Linse aussieht. Bei Carr Hayes liest sich das so, als handelte es sich um eine Linse für zwei verschiedene Tiefenschärfen. Leider fand ich nirgends Bildbeispiele.

 

Kennt jemand hier eigentlich diese Filme?

Da das Verfahren seit den 40er Jahren existiert gibt es noch mehr Titel als die oben aufgeführten.

Ich fand:

EINE LIEBESGESCHICHTE

GELD AUS DER LUFT

SCHLOSS HUBERTUS

THE BIG NIGHT (LOSEY, 1951)

DAS KREUZ AM JÄGERSTEIG

GELIEBTES FRÄULEIN DOKTOR

Geschrieben

Hier sind weitere Titel, die mit Garutso-Objektiven aufgenommen wurden:

Deputy Marshal (USA 1949) (Vermutlich 1. Film)

Apache Chief

Cyrano de Bergerac

The Scarf

The Four Poster

The Member of the Wedding

The Wild One (!)

 

Und hier gibt's zum Patent von 1952 eine Grafik mit Beschreibung!

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