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Im Jahre 1894, als die Lumière-Männer gerade vom Filmtier gebissen werden, packt es auch die Brüder Otway und Grey Latham in New York. Sie haben erst vor einigen Tagen einen Laden mit sechs Kinetoskopen eröffnet, als es unter den Besuchern heißt, es wäre bequemer, wenn man zum Filmeschauen sitzen könnte und wenn die Bilder auf welche Art auch immer wie Stehlichtbilder vorzuführen wären.

 

Die Latham erkennen als neue Möglichkeit, was uns als Kino vertraut ist. Welches Geld man damit machen kann, wenn 50 Menschen fürs Ansehen eines Streifens bezahlen! Sie haben aber keine Ahnung, was ein Filmprojektor ist.

 

Ihr Vater Woodville Latham ist auch nicht Techniker, weiß aber, wer Edison ist, von dem die Kinetoskope und ihr Futter kommen. Er schießt Geld vor, nimmt Kontakt mit Edisons Filmtechniker Dickson auf. Geheim macht Dickson sich ein Mal wöchentlich an die Arbeit, erhält eine Gewinnbeteiligung in Aussicht gestellt und bringt einen ehemaligen Mit-Edisoner in das Vorhaben. Dieser Eugène Lauste baut nach einigem Hin und Her die Prototypen einer Kamera und eines Projektors. Bis jetzt konnte ich noch kein besseres Bild auftreiben, aber so sah das Panoptikon ungefähr aus:

 

Eidoloscope_2ca.jpg

 

Weil Edison auf alles losgeht, was ihm auch nur entfernt das Wasser abzugraben den Anschein macht, und zwar mit gerissenen Advokaten, muß man die Edison-Technik umgehen. Es wird breiterer Film als der im Kinetoskop gewählt. Das Bildseitenverhältnis ist anders. Am deutlichsten jedoch unterscheidet sich der künftige Latham-Apparat vom Bestehenden beim Tempo. Während die Kinetoskope noch bis 1901 mit über 40 Bildern pro Sekunde laufen werden, geht Lauste an die untere Grenze der Bildfrequenz. Die einflüglige Blende ist 4:1 übersetzt. Bei 12 Bildern pro Sekunde hat er 48 Helldunkelwechsel. Kein Flimmmern.

 

April 1895 sind Kamera, die auch zum Kopieren herangezogen wird, und Projektor fertig. Die Maschine wird nun Eidoloscope genannt. Das am 26. Dezember 1896 beantragte Patent auf die Kamera lautet auf Woodville Latham. Lauste hat immerhin einen risikolosen bezahlten Auftrag.

 

Dickson bestätigte nach vielen Jahren noch, daß Lauste den Vorschlag von Schleifen im Film machte. Der oft als Latham Loop bezeichnete Kniff, man hört im angelsächsischen Raum auch vom lost loop (wenn es die Schleife wegzieht), ist korrekt der Lauste Loop. Der in Paris Geborene hat sein Leben lang nicht Englisch gesprochen. Mit Dickson konnte er französisch parlieren, aber gegenüber den Latham blieb ihm nichts anderes als die Sprache der Dinge.

 

Sie wird verstanden. Die Latham Company ist in der Lage, mehrere Minuten lange Aufnahmen zu machen und noch längere Filme vorzuführen. Ein am 4. Mai 1895 gedrehter Boxmatch wird am folgenden Tag projiziert. Aktualität, bessere optische Qualität ab Zweizollfilm (Bildfläche ¾" × 1¾"), epische Länge, das kommt an. Nur, an der stets unbefriedigenden Bewegungsauflösung krankt das Projekt. Plötzlich kann man nicht mehr zurück. Zu viele Eidoloscope sind schon verkauft, zu viele Filme, die mit Tempo 16 aufgenommen sind, gehen bei Tempo 12 auf die Nerven. Nach zwei Jahren ist der Spuk wieder vorbei. Die Latham haben alles verkauft und 1898 das Filmgeschäft verlassen. Im Smithsonian Institute steht ein Beweisstück aus einem Gerichtsprozeß, ein von Armat und Jenkins zum Vitascope getriebenes Idoloskop. Finanziert von Edison. Filmformat? 35.

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