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Flebbe übernimmt den Zoo Palast


HAPAHE

Empfohlene Beiträge

@Sebastian

 

Du bringst es doch selber auf den Punkt:

 

"... dass es wohl doch nicht so wird." - WOHL schreibst Du hier. Also hast Du jetzt noch überhaupt keine Ahnung, wie das Gesamtzusammenspiel im ZOO PALAST aussehen wird. Nimm Dir die Zeit und schau selber rein, wenn es soweit ist, klappere jeden einzelnen Saal ab und prüfe jeden Subwoofer und miss die Reihenabstände aufs Genaueste. Und DANACH berichtest Du von Deinen Erlebnissen.

 

Dann brauchst Du auch vorher nicht traurig zu sein.

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Wir können zunächst froh sein, das ein Traditionshaus, welches noch gegenüber von einem renomierten Luxushotel steht, vor dem endgültigem Ende gerettet wurde.

 

An die Ära der großen Premieren kann nun angeknüpft werden!

 

Und die cineastische Welt wird den Zoo Palast wieder mit der Berlinale gleichsetzen. International wird der Zoo Palast als "Berlinale" gesehen, wie das Chinese Theater immer für LA/Hollywood steht.

 

Noch bevor man selbst den Saal betreten hat und ein screeing gesehen hat, muss man vorsichtig mit Kritik sein.

 

Aber eine echte Frage an die Kritikfraktion: Wo steht euerer Meinung nach das PERFEKTE Haus?

 

Das würde ich auch gern mal sehen.-

 

Ich freue mich über jeden Investor, der klassische Lichtspielstätten am laufen hält.

 

Andernfalls hätten wir nur noch "Verrichtungsboxen" in technischer Perfektion, aber sau langweilig vom Feeling...

 

Ich sag nur: DANKE Berlin! Danke H.-J.F. !!!

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Auch die BERLINER MORGENPOST hat jetzt den ZOO-PALAST entdeckt - mit Artikel in der Print-Ausgabe und Fotostrecke. Gestern war auch inforadio unterwegs ...

 

http://mobil.morgenpost.de/kultur/berlin-kultur/article121878788/Filme-im-Liegen-geniessen-So-schoen-wird-der-Zoo-Palast.html?cid=

 

http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/nahaufnahme/201311/197189.html

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Ich greife ja auch nicht persönlich Hr. Flebbe an,

[...]

 

Auch das gehört zum freien Recht auf Meinsungäusserung - und ich habe es bisweilen getan.

HJF ist von teilweise guten, aber auch schlechten Beratern umgeben.

 

Die bereits viele Monate vor Eröffnung des SAVOY in Hamburg oder jetzt des ZOO PALAST eingereichten Vorschläge (Schenkung der Original-DP70 des SAVOY, Bilder der grösseren Bildwand als Orientierung), aber auch Bitten um Umbauten im Bühnenbereich des ZOO PALAST zwecks Bildvergrösserung verhallten ohne Resonanz.

Neben enormen Begabungen ist HJF auch zu attestieren, dass ihm im Detaill dann oft Kraft und Durchsetzungsvermögen fehlen. Es fehlt das letzte Quäntchen an Konsequenz, um wirklich als grosser Kinomacher in die Geschchte einzugehen.

Schade, aber es gibt ja noch immer die Programmkinos, die die Lücken füllen - und auch Curved Screens und 70mm einbauten.

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@cinerama

 

Von wem wurden solche Vorschläge denn eingereicht? Und über wen soll Herr Flebbe diese erhalten haben? Hat Herr Flebbe sich dazu geäußert, warum Vorschläge nicht angenommen werden? Und vielleicht am Wichtigsten: muss er das überhaupt?

 

Letztendlich aber ist es doch Herrn Flebbes ureigenste Entscheidung, welche seiner Vorstellungen oder welche Vorstellungen seiner Berater er annimmt und welche er nicht umsetzt. Das ist dann eben auch den feine Unterschied zwischen "Berater" und "Entscheider". Und nur, weil ein "Entscheider" mal nicht im Sinne eines "Vorschlägers" gehandelt oder entschieden hat, kann man dem das doch nicht zur Vorhaltung machen.

 

Es gibt wie so so oft immer die Alternative, in einem eigenen Objekt eigenes Geld in die Hand zu nehmen und eigene Ansichten umzusetzen.

Ansonsten gilt es, dass zu akteptieren, was entsteht - selbst wenn man selbst es anders gemacht hätte.

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Neben enormen Begabungen ist HJF auch zu attestieren, dass ihm im Detaill dann oft Kraft und Durchsetzungsvermögen fehlen. Es fehlt das letzte Quäntchen an Konsequenz, um wirklich als grosser Kinomacher in die Geschchte einzugehen.

 

...er ist bereits eine lebende Kinobetreiberlegende...

 

...und das, was er in seinem Leben geschafft hat, müssen andere erst annähernd nachmachen...An HJF geht und ging nichts in Deutschland vorbei.

 

Man kann sich sonst nur "Professor Fate" anschließen und sagen:

 

Girokonto plündern (Manche zahlen ja sowas aus der Portkasse) oder Finanzinvestor finden, selbst planen, bauen und betreiben. QS auf 200% setzen und gut ist... -

 

Und wer ist so oft medienwirksam zu sehen?

 

Der Einzige der mir noch einfällt und auch von P.O. Box 900, BEVERLY HILLS wahrgenommen wird, kommt aus Nürnberg...und hat seinerzeit die "Meisengeige" eröffnet.

 

Das sind echte Cineasten mit Visionen im Leben und das find ich sehr sehr gut!

 

(alles meine ganz persönliche Meinung, die keiner mit tragen muß)

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Im neuen "BLICKPUNKT: Film" vom 25. November wird es eine große Text- und Fotostrecke über den Zoo-Palast geben. Auch einige Erklärungen zur Technik: CHRISTIE 4K Doppelprojektion (mit Masterimage 3-D) im großen Saal, in den anderen Säle 5 x Christie und 2 x NEC, auch 16mm in einem der kleinen Säle. TMS von AAM (Screenwriter), das auch die ASTOR Filmlounge mitsteuern kann, gedruckte Plakate sind elektronischen Displays gewichen, Line-Array Lautsprecher im großen Saal, die "Unikate" und "extra für den Saal angefertigt" worden sind. Drei "verschiedenfarbige Stoffvorhänge" im großen Saal und ein "Wasservorhang".

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Man hätte nicht gedacht, daß massive Maßnahmen zur Akustikoptimierung in anbetracht der kritischen Größe des Riesensaals so deutliche Ergebnisse nun brachten (tlws. waren die Dämmvorrichtungen 1956 aus kostengünstigen Materialien der Aufbau-Ära kurz nach dem Kriege errichtet worden). So gelingt es, selbst reine auf Akustik abgestimmte Zweckbauen am Potsdamer Platz (etwa CineStar mit Dolby Athmos oder das "neue" Imax, das ich gestern besuchte), zu überrunden.

 

Mit grosser Konsequenz wurde von der Architektengemeinschaft Suhren + Maske die Idee verfolgt (und realisiert!), nicht dem nüchternden Zeitgeist rein funktionaler Auditorien zu verfallen (die heute von Tonstudios, Black-Boxen oder Teppichlagern kaum zu unterscheiden sind).

Verfallen ist man dort der Faszination der historisch überlieferten Palette von Kinobaustilen und der Erkenntnis, dass darub nicht selten bleibende Maßstäbe geschaffen wurden. Diese Erfahrung kennen wir ja auch aus der Kunst. Oder aus der Literatur oder auch aus Filmklassikern.

 

Im Vorfeld der Eröffnung wurde daher eine längere Recherche zum Kino- und Industriearchitekten Gerhard Fritsche betrieben, die auf 12 Stelen vor dem Kino-Entré ihren Niederschlag findet. Der große Wurf der Innenausrichtung liegt aber in der kühnen Vorstellung, Jenes, was gut war, wiederzubeleben oder in den modernen Veranstaltungsbetrieb so einzubinden, dass zeitlos wirkende Kinoräume von Bestand entstehen.

Was zeitlos ist, wird zumeist erst nach Jahren und Jahrzehnten deutlich - und das Beschränken auf nur moderne und aktuelle Stile im Theaterbau und Kinobau führte bekanntlich zur Enttäuschung über die Multiplexe, deren Faszination nach nur wenigen Besuchen für Teile des nachdenklicheren Publikums abgeschliffen war.

 

Man hat es also gewagt, ganz radikal frühere Bezirkskinos des Gerhard Fritsche, etwa das "Panorama" in der Silbersteinstrasse, in das Denkmal "Zoo Palast" zu verpflanzen und dem Schachtelkinosyndrom der Anbauten der 70er Jahre eine Absage zu erteilen. Es bleibt abzuwarten, ob die bisweilen mit der Nierentisch-Ästhetik beschriebene Ausdrucksform bei gerade jüngeren Zuschauern Anklang findet. So gibt es auch seit jeher die architekturtheoretische Kritik an einer zu strikten Replik einer früheren Epoche, denn diese sei eben nicht wiederholbar, sie scheine nur nur gebrochen in unsere Zeit hinein, und man könne sie allenfalls nur als Zitat einarbeiten. Dieses dialektisch geprägte Theorem der Avantgarde aber hat sich meines Erachtens doch ebenfalls abgeschliffen?

Ganze Generationen an Kinobetreibern, Architekten und Filmfestivals, die bisweilen primär der Filmgeschichte und gesellschaftlichen Veränderung sich verpflichtet fühlen, haben ausser dem Zitieren wenig hervorgebracht. Weder wuchsen die neuzeitlichen historischen Zentren der kommunalen Kino- und Geschichtspflege über den Black-Box-Standard hinaus, noch waren die Macher der kulturellen und historisch avancierten Kinoarbeit gewillt oder imstande, die Vielfalt der Archivkopien und Formate anständig zu bedienen.

 

Es ist daher mehr als beglückend, dass dieser Misere des "Immergleichen" ein Lichtblick entgegensetzt werden kann. Auch aus der Erkenntnis genährt, dass nur das coole Zeigen von Filmen nicht mehr ausreicht. Auch aus der Einsicht, und so steht es mit Bezug auf Siegfried Kracauer auch auf den Stelen der Ausstellung manifestiert, dass das Kino seinen Alleinstatus unter den Freizeitbeschäftigungen eingebüsst hat. Und um so mehr daher die Chance besteht, aus ihm jetzt etwas Besonderes zu machen.

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Auch aus der Einsicht, und so steht es mit Bezug auf Siegfried Kracauer auch auf den Stelen der Ausstellung manifestiert, dass das Kino seinen Alleinstatus unter den Freizeitbeschäftigungen eingebüsst hat.

 

Das Kino wird nie wieder so sein, wie es war, ich meine, das Massenmedium. Man wird es noch in Jahrhunderten immer wieder herstellen können, doch die Gesellschaft ist nicht mehr da, in der es groß geworden war. Es erfüllt einen mit Wehmut, wenn man einen Teil seines Lebens in der Vergangenheit versinken sieht, doch eine Seite der einstigen Gesellschaft ist man auch gerne losgeworden. Das Kino war ein bürgerliches Phänomen, es war Geldsache von Anfang an, es war häßlich und schrecklich für die Bourgeoisie selbst.

 

Das Kino war von 1851 bis 1958 das Eldorado der rücksichtslosesten und verlogensten Investoren. 1851, weil von da an die technischen Voraussetzungen für Laufbilder aufgebaut wurden, das Parkesine als Vorläufer von Celluloïd, die Trockengelatinefotografie, die lichtstarke Optik; und 1958, weil in dem Jahre das Miteinander aufhörte, das Zusammengehörigkeitsgefühl mehrerer Generationen. Beatniks, Hippies, der schwarze Rock ‘n’ Roll und die damals installierte Kybernetik flossen zusammen in einen Strom, der das öffentliche Leben laut und bunt gemacht hat. Dahinter ist das Zweisame, das im Gegenüber zu Findende, das polare Kino, eingegangen. Es wurde auch exakt formuliert: Opas Kino ist tot.

 

Flebbe lebt noch die Kinozeit. Er gehört zur letzten der vier Generationen des Paarweisen, wenn ich es so bezeichnen darf. Im Gegensatz zu den Pioniergenerationen des späten 18. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19., die den Adel entmachtet, die Eisenbahn erfunden und die Romantik gelebt hatte, erfüllte die Kinozeit sich eben im Gegenüber. Jeder brauchte, das bleibt im Kleinen natürlich weiter bestehen, ein Gegenüber, das er bewundern, verachten, niederringen oder verhätscheln kann. Als Höhe- oder Tiefpunkt, je nachdem, wie man es betrachtet, klebt man förmlich an der oder am anderen, alles ist Traum, quecksilbrig glänzend und das Paar amalgamierend, festgehalten in den Filmen der Zwischenkriegszeit. Von 1939 bis 1958 dann ging es um das bekannte Dabeisein ist alles.

 

Heute stellen sich die Fragen: Kann ich das Kino noch vermitteln? Wie verkauft man Vergangenheit? Woran entzündet sich die Jugend möglicherweise? Meine Antwort wäre ein andere als die von Flebbe, aber ich bin halt auch nach 1958 zur Welt gekommen.

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Die Antwort - wäre sie vielleicht eine Entsprechung der Aura auf der sozialen und kreativ-technisch/künstlerischen Ebene? Das konkrete Durchleben und Nachleben von Vergangenheit, gelebtes Handwerk und Inhaltsanalyse? Spannende Frage.*

 

**

 

https://www.taz.de/Zoo-Palast-in-Berlin/!127964/

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/traditionskino-berliner-zoo-palast-oeffnet-wieder,10809148,25103172.html

https://www.facebook.com/ZooPalastBerlin

 

**

 

Hier das "Panorama" in der Silbersteinstrasse in Berlin Neukölln (wo ich 1978 GOLDFINGER erstmals sehen wollte - nur dass die Spielstätte zwei Tage vor meiner Ankunft überraschend "geschlossen" hatte):

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Schön die Bemerkung im Artikel der taz:

"Es gibt VIP-Eingänge mit Logen, aber keine Nachos mit Käsesoße. Flebbe spricht von einem Premiumkino, in dem alle Sachen fehlen, die Sie im Kino genau nerven wie mich."

Klingt bei den heutigen Abspielfabriken fast wie ein Traum...

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Bemerkung nebenbei: mittlerweile scheint auch die taz, das instantbesetzte Haus der Journalistik und selbsternannte Kaderschmiede, von den Stilblüten der Lokaljournaille erfasst: "Stanley Kubriks Science-Fiction-Knaller '2001'“ - "Hinter Wand und Decke versteckt ist ein aufwändiges Soundsystem mit 90 Boxen" - ich hoffe doch nicht, dass sich das Soundsystem HINTER der Wand "versteckt"...

 

Davon abgesehen bin ich nach wie vor der Meinung, das es nicht DAS Kino gibt, sondern allenfalls verschiedene Kinotypen. Die FFA listet alleine schon mehr als ein Dutzend Sonderformen vom Programm- bis zum Pornokino.

Allen diesen gemein ist bestenfalls, dass hinten ein Bildwerfer steht und vorne eine Bildwand hängt. Flebbe hat gut erkannt, dass das Publikum eben nicht in demokratischer Eintracht zusammenkommen will, sondern sich lieber nach Alter und Anspruch separiert.

 

Man kann nun überlegen, ob die Multiplexe nicht mittlerweile eine Sonderform des Kinos als Verzehrstation mit visueller Unterhaltung für ein hauptsächliches Teenagerpublikum sind, und Flebbe hier den Versuch macht, den normalsten Kinotyp wieder mit den Anspruchen des 21. Jahrhunderts zu etablieren. Natürlich mit der entsprechenden Preisstruktur.

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Heute stellen sich die Fragen: Kann ich das Kino noch vermitteln? Wie verkauft man Vergangenheit?

 

Das wird wohl die entscheidende Frage werden. Wenn ich mir unsere Gesellschaft mal altersmäßig geschichtet vorstelle: irgendwo dadrin das Segment der Nierentischfreunde, und versuche, das aktuelle Filmangebot gegenüberzustellen - wo ist da eigentlich die Schnittmenge, wenn (dritter Parameter) eine Saalgröße mit 850 Plätzen zu bespielen ist? Der TAGESSPIEGEL nennt heute das Eröffnungsprogramm (DIE TRIBUTE VON PANEM - "familientauglich und attraktiv für ein großes Publikum, aber kein simpel gestrickter Ballerfilm"; WALTER MITTY, DER HOBBIT - "Flebbe zielt auf ein erwachsenes Publikum mit Qualitätsanspruch"); geht es nur mir so, dass da meine Wahrnehmung das eine und das andere, die avisierte Altersstruktur und das Filmangebot, (noch) nicht wirklich überzeugend zusammenbringen kann?

 

Für morgen als Vorankündigung: Der TAGESSPIEGEL wird in seiner Sonntags-Printausgabe eine Sonderbeilage zur Wiedereröffnung des Zoo-Palastes enthalten, unter anderem mit den Beiträgen "Grand Cinema High-Tech - ein Rundgang durch das neue Haus kurz vor Eröffnung", "Das Herz der Kinostadt Berlin - die bewegte Geschichte des Zoo-Palastes" und "Die Paläste von Babylon - die großen Kinos des heroischen (?) Zeitalters".

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Die 1950er Jahre heute wieder einrichten, ist gar nicht so leicht. Die Polyamid-Sessel aus den 1980er Jahren passen auf keinen Fall. Man hat in den fünfzigern härter gesessen.

 

Das soll kein Abwerten des Versuchs sein. Ich war 1996 in Berliner Kinos tätig, habe die Stadt ein Stück weit kennen gelernt. Es purzelt da so vieles durcheinander, daß als Maßstab nur das Berlin gelten kann, als es über 300 Lichtspielbetriebe hatte. Da hinab zu steigen, wäre meines Erachtens eine Aufgabe. Knarrendes Parkett, Holzklappsitze, Kassiere ohne Piercings — doch es wird nie gelingen.

 

Ich kann mir sagen, daß mir die Architektur egal ist, wenn es dunkel wird und wenigstens die Filmprojektion historisch stimmt. Also gibt es schon größte Schwierigkeiten bei Technicolor-Drucken, Kohlenbogenlicht und Tonanlage. Auch die bis gerade in die zweite Hälfte der 1950er Jahre dichteren Schwarzweißkopien fehlen schmerzlich. Klar, das haben wir alles schon -zigfach durchgenommen.

 

Auch stimme ich zu, daß das Weglassen der aktuell übelsten Dinge viel bringt, das ganze Fressen und Trinken. Wenn man es fertigbringt, Privates nicht in den öffentlichen Raum zu tragen, ist das Wichtigste geschafft. Darob erbose ich mich fast täglich, gerade in unserer vom Geld bestimmten Schweiz, daß es keine Rücksichtnahme mehr gibt. In der Straßenbahn ist Essen und Trinken verboten und trotzdem wird unverfroren das widerlichste Zeug verzehrt. Auf der Straße wird gefahren, als ob diese leer wäre. Umgekehrt wird man in gastronomischen Betrieben mit Frechheiten bedrängt, zum Beispiel der „frische Fisch“ auf der Speisekarte, von dem man schon beim Betreten des Lokals weiß, daß er gefroren ist, nicht frisch. Wenn man danach fragt, wird man mit so etwas wie „auf Eis und frisch ist dasselbe“ abgekanzelt. Rosins, hilf!

 

Die Speisekarte selbst ist zu einem unhandlichen Blätterbuch verkommen, das mir die Lust auf die Speisen verdirbt statt weckt. Manchmal stinkt sie noch von frischem PVC, manchmal ist sie speckig und eingerissen. Scharfe Messer und spitze Gabeln gibt es seit den 1960ern nicht mehr. In einem Kaffee Basels, wo man sensationelle Madeleines bekommt, außen knusprig und innen feucht, wird der Kaffee in mittlerer Tassengröße mit einem Mokka-Löffelchen serviert, das beim Umrühren zu vier Fünfteln eintaucht. Ein Wort zur Löffelgröße löst bei den Angestellten grenzenloses Erstaunen aus. Aber ich habe da schon den passenden Löffel erhalten.

 

Wie könnten kultivierte Filme zur Wirkung kommen? Es ist mir ein Rätsel. Zwischen Computerkram à la Avatar und so weiter haben Jiří Trnka oder Federico Fellini keinen Platz. Sie sind ins Film-Museum verbannt. Poetische Filme sind wie Saurierskelette weggestellt. Night at the Museum, immer wieder aufgelegter Kitsch

 

Natürlich wird Flebbe keine Filmkunst aufführen, das erwartet auch niemand von ihm. Es darf aber auch kaum ein Kinobetreiber von mir erwarten, daß ich ihm 18 Franken auf die Münzmatte lege. Dem infantilen Mainstream entgehen Millionen von Besuchen meiner Generation. Nur so der Vollständigkeit halber

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Ich freue mich sehr, daß uns der Zoo-Palast erhalten bleibt und ein tolles Ambiente bieten wird!

Meine erste Begegnung mit dem großen Saal hatte ich 1979 als Kind auf den Filmfestspielen mit "Superman" (lief außer Konkurrenz) und ich war überglücklich, daß ich eine Karte für die erste Reihe ergattern konnte. Dieses Erlebnis hat mich praktisch mit dem Kino-Virus infiziert...

Die Wiedereröffnung wird den Katakomben am Potsdamer Platz sicher ganz schöne Einbußen bescheren, aber wen wundert's!

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