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Vorwärts- und Rückwärtssteuerung


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Geschrieben

Vielleicht eine blöde Frage, aber warum heissen die beiden Synchronisierungsansätze des Zweibandverfahrens eigentlich so und nicht anders?

Ich finde diese Bezeichnungen ungemein verwirrend. Ich hätte wohl von "Projektornachregelung" oder "Tonbandnachregelung" gesprochen. Wieso vorwärts und rückwärts? Gibts da einen plausiblen geschichtlichen Grund?

Geschrieben

Hallo Peaceman,

 

eigentlich sind die Bezeichnungen ``Vorwärts- und Rückwärtssteuerung ´´ logisch. Um Deine Frage zu beantworten, muss ich zeitlich etwas zurückgreifen. In der Anfangszeit der Amateurvertonungssysteme gab es nur die ``Vorwärtssteuerung´´. Das heißt, das Tonbandgerät steuerte den Projektor. Ganz zu Anfang über eine Vorrichtung am Projektor u. später genauer über Impulse oder Perfoband. Auch bei den Vertonungssystemen hielt der techn. Forstschritt in der Elektronik Einzug. Dies führte dazu, dass es dann Amateurvertonungssysteme gab, die pro Bild einen Impuls zum Synchronisieren, statt alle 4 Bilder einen Impuls, wie beim Einheitstonsystem ETS, benötigten. Da zu dieser Zeit die Projektoren genauer liefen u. dadurch in der Lage waren entsprechende Tonbandgeräte zu steuern, kamen manche Synchrongerätehersteller auf die Idee, z.B. die Fa. Schmalstieg in Wien, mit Ihrem ``Synputer´´ bei der Zweibandaufnahme das Tonbandgerät ungesteuert laufen zu lassen u. auf der Impulsspur die Synchronimpulse aufzunehmen. Bei der Wiedergabe bzw. der Vertonung wurde dann das Tonbandgerät vom Projektor gesteuert. Viele Synchrongerätehersteller wandten ein ähnliches System an. Nun muss jedes Ding einen Namen haben, dadurch entstanden die logischen Bezeichnungen der ``Rückwärtssteuerung´´, wenn der Projektor das Tonbandgerät steuert bzw. der ``Vorwärtssteuerung´´, wenn der Projektor vom Tonbandgerät gesteuert wird. Da Computer heute Projektoren steuern können u. natürlich auch umgekehrt. s. dazu die div. Artikel im Cine 8-16, passt Dein Namensvorschlag nicht so ganz in die heutige Zeit.

 

Gruß

 

:grin: Joachim

Geschrieben

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, Joachim!

Ich verstehe schon, dass die Rückwärtssteuerung quasi das Gegenteil der Vorwärtssteuerung ist, ih verstehe aber immer noch nicht, wie es zum Begriff "Vorwärtssteuerung" kam. Was ist daran "vorwärts", wenn das Tonband den Projektor regelt? Zu allererst war doch der Projektor mit seinem Stummfilm. Nun liess sich der plötzlich steuern, von außen, von einem Tonbandgerät. Er wurde also gesteuert. Was daran ist nun "vorwärts"?

 

(Ja, nennt mich stur..)

Geschrieben

Hallo Filmfreunde,

 

Da kann ich ja direkt noch was lernen. Habe ich echt noch nie gehört, Vorwärts- und Rückwärtssteuerung. Und dies, obwohl ich schon beide Systeme damals in Betrieb hatte.

 

Ich glaube, es ist irgedwie müssig, ergründen zu wollen, warum und woher diese Benennung kommt. Ist vermutlich wie mit Schmalfilm und Kleinfilm, wie ja im ersten Beitrag beschrieben. Grundsätzlich haben sich aber die Systeme als schlauer erwiesen, bei denen das Tonband den Takt angibt. Dies daher, weil ein Tonbandgerät im allgemeinen deutlich gleichmässiger läuft als ein stummer Projektor. Bei Tonprojektoren ist dies nicht so wichtig, die laufen ja auch recht gleichmässig. Rein elektrisch ist es zwar deutlich einfacher, einen kleinen Gleichstrommotor (Tonband) zu regeln, als eine schwere Mechanik und ein üblicherweise schlecht regelbarer Projektormotor, trotzdem, das Tonand zu regeln birgt Gefahren: Bereits recht minimale Geschwindigkeitskorrekturen sind hörbar. Zwar nur bei anspruchsvoller Musik, bei Sprache deutlich weniger, aber trotzdem. Umgekehrt ist eine minimale Geschwindigkeitsveränderung in der Bildwiedergabe nicht zu sehen. Dafür läuft dann eben das Tonband immer schön "rund".

 

Je nach System wurden beide Varianten benutzt, hat ja auch beides funktioniert. Gleichlauf ist ja bekanntlich eine relative Sache. Ein Sinuston meines Elmo Tonprojektors auf dem Oszilloskops sichtbar gemacht, zeigt, dass auch da noch ganz happige Schwankungen drin sind. Das tollste wäre sicher, eine Audio-CD als Taktgeber nutzen zu können, die läuft nun prinzipbedingt wirklich absolut rund, dass die Gleichlauffehler nicht zu messen sind.

 

@peaceman: ich bin manchmal auch recht stur... das muss so sein... sonst wären wir keine Tüftler und Bastler...

 

Rudolf

Geschrieben

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, Joachim!

Ich verstehe schon, dass die Rückwärtssteuerung quasi das Gegenteil der Vorwärtssteuerung ist, ih verstehe aber immer noch nicht, wie es zum Begriff "Vorwärtssteuerung" kam. Was ist daran "vorwärts", wenn das Tonband den Projektor regelt? Zu allererst war doch der Projektor mit seinem Stummfilm. Nun liess sich der plötzlich steuern, von außen, von einem Tonbandgerät. Er wurde also gesteuert. Was daran ist nun "vorwärts"?

 

(Ja, nennt mich stur..)

 

Hallo peaceman,

 

warum ist die Banane krumm? Nun, Spaß beiseite, ich kann es auch nicht erklären, wie es zu den Bergriffen kam. Ich hatte mit den Bezeichnungen ``Vor-oder Rückwärtssteuerung´´ nie Probleme. Die waren u. sind für mich logische Begriffe. Vielleicht ist der Begriff ``Vorwärtssteuerung´´ dadurch gekommen, weil das Tonbandgerät ursprünglich den Projektor steuerte u. als es später auch umgekehrt möglich wurde, kam der Begriff ``Rückwärtssteuerung´´ dazu.

 

Gruß

 

:grin: Joachim

Geschrieben

Hallo,

 

Für mich ist hier auch einiges neu, man lernt halt nie aus.

Leider kenne ich die westlichen Geräte nicht und im Osten hatte ich nur den Weimar Tonkoppler mit Tachowelle und den RUSS mit elektrischem Geber.

Vielleicht kommt dieser Ausdruck auch daher weil diese Geräte nur in eine Richtung synchronisieren konnten. Wenn ich z.B am Weimar bei der Vertonung etwas vergurkt hatte, konnte ich nicht einfach stoppen, zurückfahren und neu ansetzen. Alles zurück auf Anfang, Synchronbild im Projektor, Startmarke am Bandkopf und alles von vorn.

 

Die älteren elektrischen Geräte haben ja auch "nur" mit Synchronimpulsen gearbeitet, aber nicht mit gezählt. Ist da ein Lesefehler aufgetreten, gab es eine Asynchronität die man nur noch manuell ausgleichen konnte.

 

Im Gegensatz dazu konnten die späteren Systeme mehr. Die Gebuhr oder Pötter- Geräte hatte ich nie aber etwas ähnlich was ein Herr K.H. Bulasch aus Dorsten damals gebaut hat.

Diese Geräte hatten z.B. eine Gabellichtschranke die nicht nur Impulse auslesen konnte, sondern auch mitgezählt hat. Hatte ich so etwas etwa an einem Schmalfilmbetrachter zum Schneiden, dann konnte das Ding eben auch vorwärts und rückwärts zählen. Aber dafür mußte die Elektronik erst leistungsfähiger werden. Um es ganz einfach zu sagen: wenn ein Gerät nur "piep" macht, kann ich damit etwas steuern aber eben nur on the fly. Denn jeder Piep ist gleich und woher soll nun das andere Gerät wissen welcher Piep zu welchem Bild gehört hat.

 

Man kann das Ganze aber auch zeitlich berachten. Bleiben wir beim WEIMAR. Erst wenn am Tonband die Kontrollschlaufe zu kurz oder zu lang geworden ist, wird nachgeregelt. Das heißt, eingegriffen wird est dann wenn etwas nicht mehr stimmt. Die Technik kann ja nicht in die Zukunft schauen. So etwas würde ich dann Rückwärtsreglung nennen.

Habe ich aber Geräte wo ein Kontrollton aufgezeichnet wurde und mit dem dann ein Projektor oder Band gesteuert wird, ist das ja anders. Der Takt wird über die ganze Filmlänge vorgegeben und ist auch schon für das Ende vorhanden obwohl vielleicht gerade der Vorspann läuft. Das wiederum könnte man auch als Vorwärtsregelung bezeichnen.

 

Aber wie gesagt, das sollte nur so eine kleine Anregung gewesen sein. Warten wir das Buch ab. Woher wollen wir wissen was ein Erfinder bei dem Begriff Vorwärts oder Rückwärts gerade gedacht hat, grins.

 

Gruß otti

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